(Eingereicht für den 104. LaKo und beschlossen durch die Landeskonferenz)
Das Ehrenamt ist eine der tragenden Säulen unserer Gesellschaft. In Nordrhein-Westfalen
engagieren sich über 4,5 Millionen Menschen allein ehrenamtlich in Sportvereinen, ob als
Trainer, Betreuer oder in Vorständen – ausgenommen bereits Musikschulen und sonstige
Einrichtungen bürgerlichen Engagements. Dieses Engagement ist unerlässlich für die
Förderung von Bewegung, Gesundheit und Gemeinschaft. Klar ist: Ohne Ehrenamtliche wären
zahlreiche Freizeitangebote nicht denkbar.
Dennoch stehen viele Vereine und der Sportgedanke vor großen Herausforderungen:
Unzureichende finanzielle Unterstützung, bürokratische Hürden, komplizierte
Förderverfahren und das Verwaschen des Leistungsgedankens im Sport erschweren die
ehrenamtliche Arbeit und schrecken potenzielle Helferinnen und Helfer ab.
Leistungsbereitschaft und Ehrgeiz müssen wieder stärker in den Fokus rücken, um nicht nur
den Breitensport, sondern auch die sportliche, musikalische oder sonstige freizeitliche
Exzellenz nachhaltig zu fördern.
1. Bürokratie abbauen – Mehr Zeit für das Ehrenamt im Sport
Viele Ehrenamtliche verbringen mehr Zeit mit Verwaltungsaufgaben als mit ihrer eigentlichen
Tätigkeit im Verein. Bürokratische Hürden erschweren insbesondere kleine Vereine die Arbeit.
Wir fordern dafür:
– Die Einführung digitaler und unbürokratischer Antragsverfahren für Förderungen und
Fördermittel
– Entlastung der Vorstände in steuerlichen und buchhalterischen Bereichen durch die
Reduzierung administrativer Pflichten
– Abschaffung von unnötigen Berichtspflichten28
2. Finanzielle Anreize verbessern – Sportliches Engagement mehr belohnen
Da das ehrenamtliche Engagement für Vereine überlebenswichtig ist, sollte dieses
Engagement nicht mit finanziellen Nachteilen verbunden sein. Deshalb setzen wir uns für
verbesserte steuerliche Anreize und finanzielle Entlastungen für ehrenamtlich Tätige ein.
Konkret fordern wir:
– Erhöhung der Übungsleiterpauschale von aktuell 3.000 € auf 4.500 € pro Jahr
– Anhebung der Ehrenamtspauschale von 840 € auf 1.200 €
– Verbesserung der steuerlichen Absetzbarkeit von „Auslagenersatz“
– Zusätzliche Fördermittel für besonders zeitintensive Ehrenämter
3. Förderungen erleichtern – Zugang zur Unterstützung verbessern
Weil die Verfahren zu komplex und zeitaufwendig sind, haben viele Vereine große
Schwierigkeiten, an finanzielle Förderungen zu gelangen. Wir setzen uns daher für folgende
Maßnahmen ein:
– Digitalisierung und Vereinfachung des Antragsverfahrens für Fördermittel,
insbesondere durch die Einführung eines zentralen digitalen Förderportals
– Einführung von pauschalen Förderbeiträgen zur Reduzierung langwieriger
Förderverfahren
4. Ehrenamtskarte NRW reformieren – Wertschätzung für ehrenamtliches Engagement
im Sport
Die Ehrenamtskarte soll ein Zeichen der Wertschätzung sein. Allerdings gibt es aktuell
verschiedene regionale Regelungen, die zu Ungleichheiten führen. Wir fordern daher:
– Einführung einer landesweit einheitlichen Ehrenamtskarte, die in allen Kommunen
gleichermaßen gilt
– Erweiterung der Vergünstigungen, insbesondere durch kostenlosen oder vergünstigten
Eintritt in Sportstätten, Schwimmbäder und weiteren kulturellen Veranstaltungen
– Vergünstigte Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs für Inhaberinnen und Inhaber der
Ehrenamtskarte
– Stärkere Einbindung von Wirtschaftsunternehmen, um weitere Vergünstigungen und
Anreize für Ehrenamtliche zu schaffen
5. Nachwuchs stärken – Ehrenamt für Jugendliche attraktiver gestalten62
Für Vereine ist der Gewinn von Jugendlichen in das Ehrenamt überlebenswichtig. Deshalb
müssen nicht nur die finanziellen, sondern auch die gesellschaftlichen Anreize stimmen.
Deshalb fordern wir:
– Stärkere Anerkennung ehrenamtlichen Engagements in Schule und Ausbildung
– Einführung einer Ehrenamtskarte für Jugendliche mit auf Jugendliche abgestimmten
Angeboten
– Förderprogramme für junge Engagierte: Ausbau spezieller Förderprogramme und
Stipendien für junge Ehrenamtliche oder internationale Austauschprojekte
– Mentoring-Programme in Vereinen, um zielgerichtet junge Menschen an das Ehrenamt
heranzuführen und sie in ihren ersten Aufgaben zu begleiten
– Zeitgemäße Ehrenamtsmodelle zu fördern, die mehr Flexibilität durch zeitlich
begrenzte Engagements, Hybridformate und transparente, niedrigschwellige
Einstiegsmöglichkeiten in Vorstands- oder Betreuungsaufgaben ermöglichen
6. eSports als gemeinnützig anerkennen – Digitalisierung im Sport fördern
Die digitale Welt eröffnet neue Möglichkeiten für den Sport. Gerade im Bereich des eSports
engagieren sich viele junge Menschen in Vereinen und Organisationen, ohne dass dies bisher
als gemeinnützig anerkannt wird. Wir fordern:
– Gleichstellung von eSports-Clubs mit traditionellen Sportvereinen, um ihnen Zugang zu
Fördermitteln und steuerlichen Vorteilen zu ermöglichen
– Förderung digitaler Vereinsstrukturen und innovativer Freizeitangebote, um
ehrenamtliches Engagement auch im digitalen Sport attraktiver zu machen
7. Zusammenarbeit erleichtern – Vereine vernetzen
Viele Vereine möchten kooperieren, scheitern jedoch an rechtlichen oder bürokratischen
Hürden. Um ehrenamtliche Strukturen zukunftsfähig zu gestalten, setzen wir uns ein für:
– Abbau rechtlicher Hürden für Kooperationen zwischen Sportvereinen und anderen
Organisationen
– Förderung gemeinsamer Projekte und die Möglichkeit, Ressourcen effizient zu teilen
– Einführung von regionalen Netzwerken für Sportvereine, um Ehrenamtliche besser zu
vernetzen
Das Ehrenamt ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Es verdient mehr Anerkennung,
weniger Bürokratie und bessere finanzielle Rahmenbedingungen. Eine umfassende Reform
der Ehrenamtsförderung ist dringend notwendig, um Bürgerliches Engagement langfristig
zu sichern und attraktiv zu halten.